Verwenden eines Chromebooks mit Lights-Out
In diesem (längeren) Beitrag beschäftige ich mich mit Googles Chromebook. Ich zeige Ihnen, wie Sie ihr Chromebook zusammen mit Lights-Out verwenden, um ihren Server bei Bedarf zu wecken und dann aktiv zu halten. Ich zeige Ihnen auch, wie andere Computer geweckt werden können und der Server oder das NAS mit Lights-Out Mobile verwaltet werden kann.
Was ist denn überhaupt ein Chromebook?
Zu Anfang waren Chromebooks lediglich bessere Webbrowser, die Anwendungen wie Google Mail in ihrem Chrome-Browser ausgeführt haben. Als Folge davon gab es für Sie als Anwender keine Möglichkeit, andere Anwendungen zu installieren oder mit dem darunterliegenden Linux Betriebssystem zu interagieren.
Um die Einsatzmöglichkeiten und die Attraktivität zu erhöhen, hat Google dann Chrome-OS nach und nach ausgebaut. Zuerst kam die Möglichkeit hinzu, Android Apps über Google Play installieren und benutzen zu können. Damit hat sich die Zahl hochwertiger Anwendungen schlagartig vergrößert. Und wenn Sie eine App in Google Play für ihr Android Smartphone gekauft haben, können Sie die gleiche App in der Regel auch auf ihrem Chromebook nutzen.
Seit kurzer Zeit gibt es zudem die (Beta-) Möglichkeit, Linux in einer virtuellen Maschine zu betreiben und Desktop-Programme unter Linux zu nutzen. Damit stehen Ihnen als Chromebook-Anwender auf einmal eine ganze Fülle an hochwertigen Linux-Programmen wie z.B. Gimp zur Verfügung.
Wo liegen die Limitierungen?
Android Apps laufen in einer Sandbox, Linux-Apps laufen in einem Container in einer virtuellen Maschine mit einem anderen Netzwerk-Adressbereich. Google verhindert so, dass Android- oder Linux-Apps direkt aufs lokale Netzwerk zugreifen können. Als Ergebnis funktioniert z.B. kein Wake-On-Lan aus solchen Anwendungen heraus. Lediglich Erweiterungen oder PWAs, die direkt im Chrome-Browser per JavaScript eingebunden werden, haben diese Fähigkeit.
Was sind die Anforderung, um ein Chromebook mit Lights-Out zu verwenden?
Wer Lights-Out auf seinem Server oder seinem NAS einsetzt, um Energie zu sparen, hat in der Regel 2 Muss-Anforderungen und eine Wunsch-Anforderung:
- Mussanforderung: Den Server oder das NAS per Wake-On-Lan wecken.
Wer Lights-Out auf seinem Server oder NAS einsetzt, um Energie zu sparen, möchte zuerst seinen Server oder sein NAS bei Bedarf aufwecken oder starten. - Mussanforderung: Den Server oder das NAS aktiv halten.
Ist der Server oder das NAS betriebsbereit, soll erkannt werden, dass das Chromebook den Server oder das NAS verwendet. Lights-Out soll diese Aktivität erkennen und den Server oder das NAS aktiv halten. - Wunschanforderung: Den Server verwalten.
Dazu gehört z.B. die Möglichkeit, den Server oder das NAS herunterzufahren oder neu zu starten.
Betrachten wir jetzt diese 3 Punkte und mögliche Lösungen im Detail.
Anforderung 1: Den Server oder das NAS mit Wake-On-Lan wecken
Die physikalische Netzwerkadresse (die sogenannte MAC-Adresse) wird benötigt, um einen Computer mit Wake-On-Lan (Wol) zu wecken. Mit Lights-Out ist es einfach, diese herauszufinden.
Die Server-MAC-Adresse herausfinden
Starten Sie die Konsole oder das Dashboard und öffnen Sie den Reiter „Computer“. Ganz unten sehen Sie ihren Server oder ihr NAS. Klicken Sie den Eintrag an. Lesen Sie in der Detailansicht die 6-stellige MAC-Adresse ab. Im Beispiel ist das 00-11-32-64-CA-27.
Eine funktionierende Wake-On-Lan App finden
Wie bereits beschrieben, verhindert die Architektur von Chrome-OS (das Betriebssystem der Chromebooks) das Senden von Broadcastpaketen aus Android- oder Linux-Apps. Damit ist keine der vielen Android-Apps unter Chrome-OS verwendbar! Die einzige mögliche Lösung ist der Einsatz einer Chrome-Erweiterung, die direkt auf dem Chrome-Browser aufsetzt. Unter diesem Link (funktioniert nur am Chroembook) ist die Wake-On-Lan Erweiterung im Chrome Web Store zu finden.
Installieren Sie diese Erweiterung in Chrome. Nach dem Start können Sie die Erweiterung an der Startleiste anpinnen. Die Benutzeroberfläche ist, vorsichtig ausgedrückt, etwas gewöhnungsbedürftig.
Ich persönlich finde die dunkle Ansicht schlechter lesbar und habe deshalb mit dem Zahnrad links oben auf einen weißen Hintergrund umgeschaltet.
Den Server in der Erweiterung hinterlegen
Um einen neuen Server hinzuzufügen müssen Sie diese 3 Schritte in genau dieser Reihenfolge ausführen:
- Klicken Sie auf Add
- Tragen Sie dann den Namen ein
- Klicken Sie dann nochmals (!) auf Add:
Erst dann füllen Sie die weiteren Felder aus:
Unter „IP / Hostname“ tragen Sie die lokale Broadcastadresse ein. Das ist im Normalfall die IP-Adresse des Servers (in unserem Beispiel 192.168.1.68). Setzen Sie die letzte Zahlengruppe auf 255, also 192.168.1.255. Tragen Sie schließlich die MAC-Adresse in die 6 Felder ein. Fertig.
Ein Klick auf „Send“ sollte jetzt den Server oder das NAS wecken. Um einen weiteren Computer hinzuzufügen, führen Sie wieder die 3 Schritte zu Anfang aus.
Anforderung 2: Den Server oder das NAS aktiv halten
Für diese Anforderung gibt es zwei Lösungen. Eine kostenfreie, eingebaute Lösung mit Lights-Out und eine zweite preiswerte auf Basis von Lights-Out Mobile.
Die kostenfreie Lösung für Chromebooks mit Lights-Out
Die eingebaute Lösung basiert auf der Überwachung des Chromebooks als Netzwerkgerät. Dazu benötigen wir die IP-Adresse des Chromebooks. Öffnen Sie dazu am Chromebook die Einstellungen.
Klicken Sie auf den kleinen Pfeil unter Netzwerk, um die bekannten Netzwerke anzuzeigen.
Klicken Sie erneut auf den kleinen Pfeil, um die Details zu ihrem Netzwerk anzuzeigen:
Hier finden Sie jetzt die IP-Adresse des Chromebooks, in unserem Fall 192.168.1.63. Mit diesem Wissen starten Sie die Lights-Out Konsole bzw. das Dashboard. Gehen Sie zum Reiter „Netzwerkgeräte“. Sortieren Sie die Ansicht nach IP-Adressen, um das Chromebook leichter zu finden.
Bei einer großen Anzahl an Netzwerkgeräten geht es schneller, wenn Sie einfach den letzten Teil der IP-Adresse (hier .63) ins Suchfeld eingeben:
Machen Sie einen Rechtsklick auf den Eintrag und setzen Sie das Chromebook auf verwaltet. Damit wandert der Eintrag nach oben zu den verwalteten Geräten.
Machen Sie dann einen Doppelklick auf den Eintrag, um den Eigenschaftendialog zu öffnen.
Ersetzen Sie bitte den Namen durch etwas aussagekräftiges, hier sinnvollerweise Chromebook. Aktivieren Sie dann die Überwachung und weisen Sie dem Laufzeitdiagramm eine passende Farbe zu. Der Erfolg unserer Mühen ist jetzt sichtbar. Das Chromebook wird als online erkannt und hält den Server aktiv:
Der Nachteil dieser Lösung ist, dass der Server auch dann wachgehalten wird, wenn das Chromebook für andere Dinge benutzt und der Server gar nicht benötigt wird.
Und das führt uns zur zweiten Lösung, basierend auf Lights-Out Mobile. Diese Lösung erlaubt es, auch die Anforderung 3 zu erfüllen.
Lights-Out Mobile unter Chrome-OS
In Google Play finden Sie die Android-App Lights-Out Mobile.
Wenn Sie ein Chromebook einsetzen, ist die Chance groß, dass Sie bereits das Google-Ökosystem auf ihrem Smartphone nutzen. Vielleicht haben Sie ja die App Lights-Out Mobile bereits erworben. Falls nicht, wäre die Nutzung unter Chrome-OS vielleicht ein weiteres Argument die App jetzt zu erwerben.
Installieren Sie Lights-Out Mobile auf ihrem Chromebook über Google Play. Hinterlegen Sie in der App ihren Server. Falls es mit dem Namen nicht funktioniert benutzen Sie bitte die Server IP-Adresse (die Sie in der Konsole ablesen können, im Beispiel war es die 192.168.1.68). Verwenden Sie als Benutzer einen mit administrativen Rechten.
Setzen Sie dann in Lights-Out unter dem Reiter „Netzwerkgeräte“ ihr Chromebook entweder auf nicht verwaltet oder entfernen Sie dort die Überwachung. Und aktivieren Sie dafür die App im Reiter „Mobilgeräte“.
Starten Sie die App und schieben Sie diese z. B. an eine Seite des Bildschirms.
Sobald Sie auf den Servernamen klicken, baut die App eine Verbindung zum Server. Das automatische Wecken funktioniert aus den vorher genannten Gründen leider nicht über Lights-Out Mobile. Dafür wird auch hier die Chrome Erweiterung benötigt!
Nachdem Sie mit ihrem Server verbunden sind, wird der Server wachgehalten. Sie können jetzt zudem andere Computer starten oder zum Energiesparen bringen.
Sobald Sie in der App ins Startbild zurückkehren wird der Server nicht mehr wachgehalten.
Anforderung 3: Den Server verwalten
Diese Wunschforderung kann ebenfalls über die App erfüllt werden. Unter dem Punkt „Mein Server“ finden Sie die Serveraktionen. Hier kann der Server neu gestartet oder heruntergefahren werden oder für eine fixe Anzahl Stunden aktiv bleiben.
Für diese Aufgabe kann es sinnvoll sein, die App im Vollbild zu betreiben:
Zusammenfassung
In diesem Beitrag haben Sie erfahren, wie Sie ihr Chromebook optimal mit Lights-Out und ihrem Server oder ihrem NAS verwenden können. Wir haben eine kostenfreie Lösung erarbeitet und eine zweite preiswerte mit Lights-Out Mobile.
Verwenden Sie die Kommentarfunktion, wenn Sie Fragen zum Einsatz haben. Bis dahin viel Spaß mit ihrem Chromebook und Lights-Out!